
Saubere Sache mit Nina
Hamburg.
Gestern Nacht bin ich ins Hotel gelaufen. Zurück von einer Nachhaltigkeitsveranstaltung mit einem Goodie-Bag voller ökologischer Leckereien: Frisches Bioobst, Biolimo, Brot. Kurz vor dem Hotel, unter der Brücke, raschelte es und ich sah drei Damen dort liegen und schlafen. Ich legte mein Goodiebag bei ihnen ab. Fürs Frühstück.
Heute morgen, nach meiner kleinen Laufrunde, waren sie immer noch da. „Gott sei Dank war es warm“, dachte ich mir. „Und jetzt duschen!“ Ich stand bereits in der Eingangshalle, da schoss es mir erneut durch den Kopf: Duschen. Kurzerhand ging ich an die Rezeption, fragte nach dem „ranghöchsten“ Mitarbeiter und der freundliche Rezeptionist verwies mich auf seinen Kollegen. Zwei Minuten später war alles organisiert. „Schatz, wo Wasser? Nicht verstehen!“ - kommt just die Stimme aus dem Bad. Ich gehe hin und erkläre ihr, dass links die Temperatur eingestellt wird und rechts der Wasserzufluss. Sie ist Nina, Witwe, 47 mit 4 Kindern und lebt auf der Straße.
Für Duschen reicht das Geld nicht. „Und wegen einmal duschen lohnt der Aufwand des Putzens nicht“, dachte ich mir. Während Nina noch ihre Wäsche im Waschbecken reinigt, mache ich ihr einen Tee. Ein guter Start in den Tag. Hatte ich, hatte sie.
Nina und ihre Freundinnen haben mir unter der Brücke erzählt, dass Hygiene, gerade für Frauen, ein enormes Problem ist. Selbst die spärlichen Waschgelegenheiten in Bahnhöfen, die einst von Wohnungslosen noch zu nutzen waren, kosten heute Geld. „Das habe ich nicht“, sagte sie. „Es müssen unbedingt Hygieneartikel in den Rucksack“, wußte ich sodann. Und: wir sollten alle mal öfters jemandem mit zum duschen nehmen. Ein wunderbares Erlebnis für alle.